Gießen (mö). 400 Mitglieder, zehn Jugend- und drei Seniorenmannschaften: Türkiyemspor Gießen gehört zu den am schnellsten wachsenden und sportlich ambitioniertesten Fußballvereinen der Stadt. Allerdings klagen die Vereinsverantwortlichen seit geraumer Zeit über die Rahmenbedingungen. Türkiyem muss sich im Trainings- und Spielbetrieb den kommunalen Kunstrasenplatz an der Miller Hall mit einigen anderen Nutzervereinen und -gruppen teilen.
Auf Anfrage des CDU-Vorsitzenden Frederik Bouffier gab Oberbürgermeister und Sportdezernent Frank-Tilo Becher am Donnerstagabend im Stadtparlament Auskunft.
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Laut dem SPD-Rathauschef soll dem Verein im Rahmen der laufenden Sportstättenentwicklungsplanung für die Außensportanlagen der brach liegende Rotascheplatz am Waldstadion als dauerhaftes Vereinsgelände angeboten werden, erklärte Becher in Abwesenheit des Fragestellers, der von der CDU-Stadtverordneten Kathrin Schmidt vertreten wurde.
Laut Becher habe das Sportamt der »positiven Entwicklung« von TS Gießen bereits durch die Bereitstellung von Nutzungszeiten im Weststadion und am Heyerweg Rechnung getragen. Darüber hinaus sei das mit der Außensportanlagen-Planung befasste Fachbüro explizit beauftragt worden, für den türkisch-deutschen Verein ein Vereinsgelände zu suchen. Abgelehnt habe TS Gießen die Nutzung des Sportplatzes in Lützellinden. Dieser Standort sei zu weit weg vom jetzigen Standort; TS Gießen sehe seine Zukunft in der Kernstadt und am liebsten im Gießener Osten. Über das Angebot der Stadt werde zeitnah ein Gespräch mit Türkiyemspor stattfinden, führte der OB weiter aus.
Becher hält die Nutzung des Tennenplatzes am Waldstadion, der auch über Flutlicht verfügt, für machbar. Zwar werde die Fläche derzeit noch vom FC Gießen bei Heimspielen als Parkplatz für die Besucher seines VIP-Zeltes genutzt, aber bald stehe der Stadion-Parkplatz hinter DM und Burger King auf der Philosophenhöhe zur Verfügung, erklärte Becher. Für die VIP-Zuschauer des FC würde dies dann allerdings einen gut 500 Meter langen Fußweg bedeuten.
Auf eine Zusatzfrage der FDP-Fraktion, die der Stadtverordnete Klaus Dieter Greilich stellte, was denn der FC Gießen zu diesen Plänen sage, verwies Becher ebenfalls auf anstehende Gespräche. Die müssten ohnehin Anfang kommenden Jahres mit dem FCG geführt werden, weil der Nutzungsvertrag zwischen Verein und Stadt über das Waldstadion im Juni auslaufe. Zum ersten Entwurf des Sportstättenentwicklungsplans, den Becher im Spätsommer den Vereinen vorgestellt hatte und in dem das Waldstadion eine wichtige Rolle spielt, habe es seitens des FC Gießen bislang keine Reaktion gegeben.
Die Frage, auf welcher Grundlage der aktuelle Regionalligist das Waldstadion künftig nutzen wird, ist seit Jahren unbeantwortet. Ein in der Ära des Vereinsmitgründers Jörg Fischer von der Stadt angestrebter und vorgelegter Erbbaupachtvertrag wurde nie abgeschlossen.
Über den Sportstättenentwicklungsplan für die Freiluftanlagen soll das Stadtparlament im Mai entscheiden. Mit einer schnellen Umsetzung der Pläne für TS Gießen und das Waldstadion ist also nicht zu rechnen.